Bericht: Lebhafte Diskussion über Europa im Bundestagswahlkampf

Oldenburg

„Ein neuer Aufbruch für Europa?“ – Unter diesem, dem aktuellen Koalitionsvertrag entlehnten Motto diskutierten am 9. September an der VHS Oldenburg die sechs örtlichen Kandidierenden zum Deutschen Bundestag. Die Veranstaltung wurde organisiert von der VHS Oldenburg und den Europäischen Föderalisten Oldenburg und gefördert durch das Amt für regionale Landesentwicklung Weser-Ems.

Zu Beginn wurde unter der Moderation von Peter Meiwald einmütig festgestellt, dass europäische Themen wie der „Green New Deal“ oder die gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik der EU bisher leider keine große Rolle im Bundestagswahlkampf gespielt haben. Die europapolitischen Unterschiede zwischen den Parteien wurden bei der Veranstaltung jedoch sichtbar. Während etwa Hans-Henning Adler (in Vertretung für Amira Mohamed Ali, Linke) eine gemeinsame Aufnahme und EU-weite Verteilungsquoten für Flüchtlinge forderte, wies Andreas Paul von der AfD dieses Ansinnen strikt ab und forderte weniger Migration nach Europa. Auf eine Frage aus dem Publikum nach der Schaffung einer gemeinsamen europäischen Armee reagierte Stephan Albani (CDU) eher zurückhaltend und warnte vor Doppelstrukturen zur NATO, wohingegen FDP-Kandidat Daniel Rüdel eine „Koalition der Willigen“ forderte, die in diesem Bereich vorangehen sollte. Andere Mitgliedsstaaten könnten sich dann später anschließen.

In anderen Fragen gab es aber auch Gemeinsamkeiten. So waren sich beispielsweise Susanne Menge (Grüne) und Dennis Rohde (SPD) einig, dass die EU im Klimaschutz eine wesentliche Rolle spiele. Menge forderte in diesem Zusammenhang die EU auf, klimaschädliche Investitionen von Banken und Investmentfonds stärker zu ahnden. Rohde wünschte sich, dass ein „Klimaclub“ in der EU vorangehen und sich dazu verabreden sollte, bei den eigenen nationalen Klimabilanzen keine Schönfärberei zu betreiben und gleichzeitig etwa Kohlestrom aus dem Ausland zu kaufen. Insgesamt verlief die Debatte lebhaft, aber stets zivilisiert. Die Europäischen Föderalisten Oldenburg sind überzeugt, damit zur europapolitischen Meinungsbildung vor der Bundestagswahl positiv beigetragen zu haben.

Fotozeile (von links): Susanne Menge (Grüne), Peter Meiwald (Europäische Föderalisten Oldenburg), Hans-Henning Adler (Linke), Andreas Paul (AfD), Daniel Rüdel (FDP), Helge Peter Ippensen (Amt für regionale Lan-desentwicklung Weser-Ems), Stephan Albani (CDU), Dennis Rohde (SPD), Andreas Gögel (VHS Oldenburg). Foto: Henning Kulbarsch
von links: Susanne Menge (Grüne), Peter Meiwald (Europäische Föderalisten Oldenburg), Hans-Henning Adler (Linke), Andreas Paul (AfD), Daniel Rüdel (FDP), Helge Peter Ippensen (Amt für regionale Landesentwicklung Weser-Ems), Stephan Albani (CDU), Dennis Rohde (SPD), Andreas Gögel (VHS Oldenburg). Foto: Henning Kulbarsch